Ins rechte Licht rücken
Ein Museum ohne Elektronik ist beinahe unvorstellbar. Leitungen, Schalter, Steckdosen und mehr – es braucht sie, sonst wären da keine Lautsprecher für abspielbare Audiodateien. Keine Bildschirme mit Fotos, Filmen oder Informationen. Keine sich drehenden Ausstellungsobjekte. Keine Computer. Und vor allem – und jetzt wird’s ganz schwierig – kein Licht. Eine funktionierende elektronische Infrastruktur gehört zu einem Museum – wie zu jedem Gebäude – definitiv dazu. Worauf es bei der Planung einer solchen Ausstattung ankommt, erzählt Dario Neuhäusler, Berater und Planer der elektrotechnischen Installationen des Viadukt Museums Langwies.
Dienstagvormittag in einem Pausenraum. Zwei Kaffees. Und ein Gespräch. «Ich bin in einer planenden und beratenden Rolle», beginnt Dario Neuhäusler seine Aufgabe in Bezug auf das Viadukt Museum Langwies zu erklären. Dabei stehe er Rede und Antwort für alle Fragen rund um die elektrotechnische Ausstattung. Das heisst, er kümmert sich um zu planende Netzwerkanschlüsse, zu umplatzierende Steckdosen, Demontagearbeiten und vor allem um Fragen rund ums Licht.
Neuhäusler widmet sich Leuchtberechnungen oder auch Leuchtplatzierungen und sorgt für die passenden Beleuchtungen der Museumsräume. Und das ist sehr wichtig, schliesslich hat das Licht eines Raums eine starke Wirkung und einen grossen Einfluss auf den Museumsbesuch. Der gelernte Elektroinstallateur und Elektrotechniker, welcher früher selbst lange auf dem Bau gearbeitet hat, und mittlerweile in der Eventbranche tätig ist, bringt für dieses Projekt genau die richtige Erfahrung mit. So ist Neuhäusler mit der Arbeit auf einem Bau vertraut, kennt aus seinen Lichttechnik-Aufträgen für diverse Konzerte das Arbeiten im kulturellen Bereich und das Spielen mit den unterschiedlichsten Lichter-Vorstellungen und weiss durch seine Tätigkeit als Event-Projektleiter zudem, was es bedeutet, an einem grossen Projekt mitzuarbeiten. Es sei aber nicht nur seine breite Erfahrung, die ihn zu dieser Stelle beim Museum brachte. «Durch die enge Freundschaft mit der künstlerischen Leitung des Museums, Carla Gabrí, bin ich in dieses Projekt reingerutscht», erzählt er schmunzelnd. «Weil wir uns so gut kennen, bringt sie mir das nötige Vertrauen entgegen», fährt er fort. Schliesslich sei das für ihn eine grosse Chance: «Ein Museum oder einen Ausstellungsraum mit der richtigen Beleuchtung auszustatten, ist schon ein ‘High-End-Projekt’ für einen Elektroplaner», unterstreicht der Engadiner, der heute in Chur lebt.
Ein Chancen-Projekt also. Und wo eine Chance ist, da sind Herausforderungen bekanntlich meistens nicht weit weg. Bei diesem Projekt müsse alles stimmen. Alles ins rechte Licht gerückt werden, und zwar wortwörtlich. Wichtig beim Licht für das Museum sei dabei, dass es eine sehr hohe Farbwiedergabe hat. Das Ausgestellte soll so neutral wie möglich aussehen und keine Farbverstellungen hinnehmen müssen. «Ausserdem wollen wir auch nachhaltig bauen», erklärt Neuhäusler weiter. Die Idee sei nicht, dass man ständig alles neu machen müsse, wenn in Zukunft mal etwas im Museum verändert wird.
Doch nicht nur diese Dinge fliessen in die Planung der elektrotechnischen Infrastruktur mit ein. Gleichzeitig gilt es, die kreativen Ideen der künstlerischen Leitung und der Szenografinnen umzusetzen – zum Beispiel ausgestellte Objekte, die speziell leuchten sollen oder besondere Deckenbeleuchtungen. Das sei nicht immer ganz einfach, gerade deshalb, weil für das Museum historische Bahnhofsräume umgenutzt werden. «Ein Umbau ist rein von der Machbarkeit her immer ein bisschen schwieriger als ein Neubau», erklärt Neuhäusler. Diese technischen Machbar- oder eben Unmachbarkeiten gilt es dann mit der künstlerischen Leitung oder den Szenografinnen, welche das Innere der Räume ausschmücken und gestalten, zu besprechen. «Meistens stellt man sich die Dinge einfacher vor als sie es sind», sagt Neuhäusler, «doch das ist auch gut so. Dadurch entstehen die Ideen, die dann auch wirklich montiert werden, und sie definieren die Art, wie es dann auch wirklich leuchtet oder aussieht am Ende.» Und trotzdem. Manchmal sei dann auch etwas nicht machbar. Schliesslich sei eine gute Planung nicht alles. «Ein Bau lebt», berichtet Neuhäusler aus eigener Erfahrung, «man kann noch so gut planen. Am Ende ist entscheidend, was vor Ort geschieht.»
Apropos Bau. Auf dem Bau selbst ist Neuhäusler aus zeitlichen Gründen bei diesem Projekt nicht tätig. Er bleibt in der Rolle des Planers und Beraters, war also hauptsächlich bei Besprechungen in der Planungsphase dabei und fertige Zeichnungen am Computer in der Phase der Ausführungsplanung an. Vor Ort übernehme nun ein Elektriker – auch wenn es Neuhäusler sichtlich in den Fingern juckt, als er das erzählt. «Am liebsten würde ich es schon selbst machen», gibt er schmunzelnd zu, «doch das liegt zeitlich einfach nicht drin.»
«Teamwork» sei aber sowieso sehr wichtig bei diesem Projekt. Nicht nur mit der künstlerischen Leitung und den Szenografinnen, sondern auch mit dem Bauleiter, welcher letztlich sagen kann, ob etwas «verhebt» oder nicht, sowie auch mit dem Techniker, der in die elektrotechnische Infrastruktur dann seine Programme implementiert und die Szenen herstellt. Alles im Museum ist eng verwoben und verbunden. Die unterschiedlichen Räume, die ins rechte Licht gerückt werden, aber auch die Aufgaben der Menschen, die das Museum aufbauen. Fragt man Dario Neuhäusler nach einem Highlight der letzten Wochen, nennt er prompt das Projekt als Ganzes. Müsse er jedoch ein Element nennen, so sei es ein neu beleuchteter Kamin. Er sei gespannt, wie es dann in echt wirken werde. Weil eben, eine gute Planung ist wichtig, schön und recht. Aber wie wir jetzt alle wissen: Ein Bau lebt.