16. Mai 2025

Das Logo, die Schrift und Pingpong

Reportagenreihe «zTal und zBerg: Schanfigger Momentaufnahmen». Heute im Porträt: Dieter Glauser und Michael Häne vom Viadukt Museum Langwies.

In einem Museum gibt es bekanntlich immer ganz schön viel Text. Das können informative oder lehrreiche Sätze sein. Den Weg weisende Wörter. Beschriftungen. Oder Erklärungen. Die Zeilen stehen dabei zum Beispiel auf Tafeln oder an Türen, bedruckt oder eingraviert. Und das – meist wird das völlig unbewusst wahrgenommen – auf eine einladende oder weniger einladende Art und Weise. So kann die Schrift des Geschriebenen entweder «glustig» aufs Lesen machen oder sie kann verstaubt oder gar unleserlich wirken. Genau so kann das Logo einer Institution anziehen und Interesse wecken – oder eben nicht. Schnell wird klar, die grafische Gestaltung ist für den Aufbau eines Museums von grosser Bedeutung.

Ein Studio für Grafikdesign

«Wir sind Resort, ein Studio für Visuelle Kommunikation und Grafikdesign», heisst es auf der Website von Dieter Glauser und Michael Häne, den beiden Kreativköpfen, die für eben jene grafische Gestaltung des im Juli eröffnenden Viadukt Museums Langwies verantwortlich sind. Drückt man sich bei ihrer Website etwas weiter durch, kommt man zu einer Beispielübersicht ihrer bisherigen Arbeit. Die beiden bringen viel Erfahrung mit, ganz klar. So haben sie bereits Plakate fürs Landesmuseum oder das Kino Xenix sowie auch Grafiken für Ikea, Migros oder Protect our Winters – um nur einige ihrer Auftraggeber zu nennen – gestaltet. Klickt man übrigens auf ein solches Beispiel drauf, so erscheint als Ladesymbol ein Pingpong Schläger mit Ball. Halt so gar nicht 0815 – doch, was ist auch anderes zu erwarten bei einer Website von Grafikdesignern? Die Pingpong Schläger scheinen dabei kein Zufall zu sein. Michael Häne erzählt im gemeinsamen Gespräch nämlich schnell, dass es in ihrem Job als Grafikdesigner häufig genau darum gehe: Ums gemeinsame Pingpong. Ums Zusammenarbeiten. Reden. Sich austauschen. Darum, sich den Ball zuzuspielen und gegenseitig weiterzubringen. So ist im Fall des Viadukt Museums Langwies das Besprechen mit der künstlerischen Leitung, den Szenografinnen oder der Kuratorin im gesamten Prozess immer wieder entscheidend. Schliesslich ist es ein Zusammenspiel: Was steht im Text, wo steht der Text im Raum und – da kommen Häne und Glauser ins Spiel – wie setzt sich der Text grafisch in Szene.

Das Logo als Prozess

Im Museum dreht sich also vieles um den Text und somit auch um die Schrift. Die Typografie beim grafischen Gestalten ist für die beiden Grafikdesigner bei diesem Auftrag daher besonders wichtig. Das zeigt sich auch im Logo. «Im Logo steckt sehr vieles drin», erklärt Häne, wobei er das von ihnen gestaltete Logo auf einer Präsentation zeigt. Mit Fotografien vom Viadukt seien sie darauf gekommen, etwas ins Logo zu integrieren, das bild- oder symbolhaft an einen Bogen der Brücke erinnert. Gleichzeitig erkenne man ein «m», ein «via», aber irgendwie auch ein «v», ein «m» und ein «l». Wie diese Buchstaben mit dem Viadukt Museum Langwies zusammenhängen, kann man sich jetzt selbst zusammensetzen. Schmunzelnd schauen die beiden Grafikdesigner auf die Präsentation. «Wir dachten eigentlich, dass ein anderes Logo das Rennen macht», erzählt Häne sich zurück erinnernd, «und dass dieses, welches ausgewählt wurde, keine Chance habe.» Zum Glück sei das jetzige Logo des Museums am Rand einer Präsentationsfolie noch irgendwo drauf gewesen. Als die künstlerische Leiterin sich für dieses Logo entschied und alles andere Präsentierte beiseiteschob – die beiden Grafiker lachen – seien sie zuerst ein bisschen überrascht gewesen. Jetzt würden sie die Wahl aber sehr passend finden. Also eben. Pingpong.

Die richtige Schrift

Die Wahl der richtigen Schrift, die sich eben auch im Logo findet und die sich durch die gesamte Ausstellung zieht, ist für ihren Auftrag am Museum Match entscheidend. Für diese Aufgabe war den Grafikdesignern vor allem eins wichtig: «Die Schrift sollte einen Charakter haben und zum Projekt passen», erklärt Häne, woraufhin Dieter Glauser ergänzt: «Genau, die Schrift sollte frisch und modern daherkommen, so dass sie Lust zum Lesen macht, aber gleichzeitig sollte sie auch zum historischen Hintergrund des Viadukts passen.» Dazu mussten sie viele Schriftkataloge durchsuchen. Als routinierte Grafikdesigner greifen sie dabei auf wertvolle Erfahrung zurück, denn es gebe Unterschiede in der Qualität der Schriften. «Und wenn man dann eine Schrift findet, dann müsse man sie testen», sagt Glauser. Und Häne fügt hinzu: «Genau. Testen und schauen, ob sie gross und klein funktioniert, im Text auf einer Infotafel oder als Signaletik auf einem Wegweiser.» Im Bereich Signaletik geht es für die Grafiker übrigens darum, die Orientierungs-Texte wie beispielsweise die Beschreibung eines Wegs oder die Beschriftung eines Gebäudes zu gestalten. Die Schrift, für die sie sich letztlich fürs ganze Museum entschieden haben, stammt aus der Schweiz. «Sie hat einen starken Charakter und vereint das Moderne und das Historische auf eine spannende Art», erzählt Häne, während er in der noch immer offenen Präsentation mit dem Cursor auf ein «k» zeigt. Er erklärt, dass die Schrift moderne Elemente «wie hier beim «K»» aufweise und dass sie aber gleichzeitig im geometrischen Design vom frühen 20. Jahrhundert verortet werde. Also in dieser Zeit, wo auch die Brücke erbaut wurde.

Details und Material

Man merkt. Alles ist bis ins kleinste Detail durchdacht. Schliesslich sind es solche Kleinigkeiten, die den Museumsbesuch für die Gäste positiv beeinflussen können. Sind die Buchstaben zu eng aneinander, die Schrift zu gross oder zu dünn oder das Aussehen der Zeichen irgendwie zu kantig für das, was sie inhaltlich ausdrücken, so kann es das Leseerlebnis stören. Doch das Leseerlebnis soll angenehm und schön sein. Das geht manchmal über die Schrift hinaus. So sei bei einem drehenden Text-Element des Museums wichtig gewesen, erzählt Dieter Glauser, dass es sich unbedingt im Lesefluss dreht. Ausserdem sei auch die Frage nach dem Material, auf dem die Texte stehen, von Bedeutung. Die Beschriftungen der Räume wollten sie beispielsweise ins Material integrieren, das bereits vorhanden ist. Direkt ins Holz oder auf den Stein. Und, wo das nicht geht, da sei Glas ein guter Kompromiss. Schliesslich würde man darunter noch immer das «richtige» Material sehen und Glas ziehe sich wie ein roter Faden durch das gesamte Museum. Auch hier sei vieles in Gesprächen mit den anderen des Museums-Teams entstanden. Wo auch sonst? Schliesslich wissen wir jetzt: Gespielt wird irgendwie immer ein bisschen Pingpong. Und alle können nur gewinnen.

Autorenschaft
Gianna Turra
Zum Profil