7. Mai 2025

Technik «wie von Zauberhand»

Reportagenreihe «zTal und zBerg: Schanfigger Momentaufnahmen». Heute im Porträt: Rochus Caluori vom Viadukt Museum Langwies.

Wer schon einmal in einem Museum war, kennt bestimmt folgendes: Man steht vor einem Ausstellungsstück und entdeckt einen kleinen Knopf. Drückt man ihn, so beginnt sich vielleicht etwas zu drehen. Eine erzählende Stimme ertönt. Ein Licht geht an. Oder ein Film spielt ab. Vielleicht gibt es aber gar keinen Knopf. Manchmal wird es auch einfach dann hell, wenn man den Raum betritt. Oder Musik erklingt, wenn man an einer bestimmten Stelle stehen bleibt. So oder so. Viele Dinge in einem Museum hängen von der Technik ab. Funktionieren automatisiert. Und das so, dass die Besuchenden gar nichts von der Arbeit dahinter spüren oder sehen. Wenn’s gut läuft, natürlich.

Ein ganzes System

Dienstagvormittag im Sport- und Kongresszentrum Arosa. Rochus Caluori, Teamleiter Anlagen und Eventsupport bei Arosa Tourismus, setzt sich mit einem Kaffee an den grossen Tisch im Pausenraum. Als Techniker für das im Juli eröffnende Viadukt Museum Langwies ist er unter anderem für jene Dinge im Museum verantwortlich, die einleitend genannt wurden. Noch nicht ganz überzeugt davon, ob dieses Porträt auch wirklich etwas «hergeben wird», beginnt er zu erzählen. Über seine Rolle als Techniker. Seine Aufgaben als Programmierer. Davon, wie es ist, bei einem Museum mitzuarbeiten. Und schnell wird deutlich, das gibt so einiges her. «Als Programmierer füge ich die verschiedenen geplanten Elemente zusammen und automatisiere sie», erklärt Caluori zu Beginn. So sorgt er unter anderem dafür, dass das entsprechende Licht bei der gewünschten Position oder Bewegung angeht oder ein Ton dann ertönt, wenn jemand einen Schalter bewegt – und auch wirklich nur dann. Dazu programmiere er gerade ein ganzes System. Alles soll zusammenhängend funktionieren. Ganz automatisiert. Und öffentlichkeitstauglich.

Flexibel sein

In diesem System sind aber nicht nur Dinge integriert, die für Gäste des Museums erlebbar oder gar bedienbar sind. Auch ist da ein automatischer «Aus-Befehl» drin, der abends über das ganze Museum läuft, eine Brandmeldeanlage sowie auch Stromzählung und Temperaturüberwachung. Für Rochus Caluori eine Routineaufgabe. Ob Bärenland, Eishalle oder Einfamilienhäuser, der Langwieser stattet diverse Gebäude oder Institutionen mit der nötigen Technik aus. Dabei müsse er als Techniker bei allen Aufträgen immer wieder schnelle und flexible Lösungen finden. Beim Museums-Projekt sei etwas jedoch noch ein bisschen anders: «Bei diesem Projekt ist es schon speziell, dass oft noch ganz kurzfristige Änderungen kommuniziert werden, zum Beispiel von den Szenografinnen oder der künstlerischen Leitung, weil sie neue kreative Ideen haben, oder auch wegen baulichen Vorschriften.» Bei anderen Aufträgen – wo zwar auch Flexibilität gefragt sei – seien die Ziele zumindest von Anfang an klar: «Da kenne ich jeweils die Gegebenheiten und weiss genau, was etwas am Ende können muss». Beim Museum seien die Ziele breiter. Spontan könne jederzeit alles nochmals ändern. Ein Deckenlautsprecher beispielsweise soll sich vielleicht plötzlich doch noch in einen Lautsprecher, welcher unter einer Bank platziert ist, verwandeln. Und dann? Dann müsse der Schall anders geleitet werden. Schliesslich spiele es eine Rolle, ob der Ton von oben nach unten schallt oder ob er vom Boden rauskommt. Kleinigkeiten, die einen grossen Unterschied machen.

«Wie von Zauberhand»

Doch nicht nur Flexibilität, sondern auch Kreativität sei gefragt. «Man muss sich ständig überlegen, welche Szenarien eintreffen könnten und wie man sie am besten löst», führt Caluori aus. «Wenn beispielsweise ein RhB-Mitarbeiter künftig in einen der Räume des Viadukt Museums arbeitsbedingt eintritt, dann soll ja nicht jedes Mal die ganze Museums-Show losgehen», erzählt er lachend weiter. Doch nicht nur beim Lösungen-Finden für alle möglichen Szenarien sei Kreativität gefragt. Auch soll es so sein, dass die Besuchenden von all dem ja gar nichts spüren. Die Dinge sollen für die Gäste einfach so automatisiert funktionieren. «Wie von Zauberhand», lacht Caluori. Dann sei es richtig gemacht. Diese Zauberhand-Technik entstehe dabei nicht nur vor dem Computer beim Schreiben von Codes. «Es ist wichtig, dass ich auch in die Räume gehe», betont er. So müsse er in den künftigen Museumsräumen unter anderem darauf achten, wo wie viel Platz ist, damit der Computer mit den Steuergeräten überhaupt verbaut werden kann, aber auch darauf, wie das Licht in die Räume fällt oder wie der Ton klingt. Erst dann weiss er, wie was programmiert werden soll. Für seine Arbeit ist ausserdem ein Austausch mit den anderen des Museums-Teams wichtig. Vor allem mit Dario Neuhäusler, welcher für die Verkabelung und das Licht im Museum zuständig ist, aber auch mit «Hitsch» Sprecher, dem Bauleiter des Museums.

In Erinnerungen schwelgen

Die künftigen Museumsräume sind für Rochus Caluori aber viel mehr als nur ein Arbeitsauftrag. Für den Langwieser, welcher direkt beim Bahnhof Langwies wohnt, symbolisieren sie eine Art Türe zur Vergangenheit, denn als Kind ist er direkt neben dem Bahnhofvorstand aufgewachsen. «Wir haben uns immer beim Bahnhof getroffen und da gespielt. Viele der Sachen, die im Museum gezeigt werden, erinnern mich an früher. Ich kenne das alles noch aus der Zeit, wo es noch seine Funktion hatte», erzählt Caluori lächelnd. «Das ist schon etwas Besonderes für mich, bei diesem Museum mitzuarbeiten und im Museum dann viele solche Dinge zu sehen, die mich an früher erinnern», fährt er fort. Doch nicht nur freut sich Caluori auf ein Wiedersehen mit wertvollen Erinnerungen, auch ist er aus Sicht des Technikers darauf gespannt, nach der Eröffnung zu sehen, wie alles Programmierte zusammenhängend funktioniert. Nervös sei er diesbezüglich nicht. «Wenn es programmiert und getestet ist, sollte sich ja nichts mehr ändern», sagt er gelassen. Und wenig später fügt er schmunzelnd hinzu: «Eine technische Herausforderung gibt es aber. Etwas, wo vielleicht nicht funktionieren wird.» Es habe etwas mit LED-Licht zu tun. Und einem Würfel. Sei etwas ganz Neues. Unbekanntes. Etwas, wovon es keine Anleitung gebe. Das mache es unglaublich spannend. Aber eben, auch schwer. «Wenn es klappt», sagt Caluori verschmitzt, «dann wäre es definitiv ein Highlight». Mehr wird nicht verraten.

Autorenschaft
Gianna Turra
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