19. Juli 2024

Unterwegs für die Kultur

Reportagenreihe «zTal und zBerg.
Schanfigger Momentaufnahmen». Heute im Porträt: Angela Buxhofer
Angela Buxhofer im Gespräch... | © Nina Homberger
...und unterwegs in der Natur.  | © Nina Homberger
Angela Buxhofer im Gespräch... | © Nina Homberger
...und unterwegs in der Natur.  | © Nina Homberger

«Selbstbewusst», «schnelldenkend», «entscheidungsfreudig», «grosszügig», «herzlich». Das sind einige der Antworten, die ich von langjährigen Freundinnen, Freunden, Geschäftspartnerinnen und -partnern erhalten habe auf die Frage, wie sie Angela Buxhofer beschreiben würden. Ich schliesse mich allen an und ergänze «mutig».

In schwierigen Zeiten

Vor zehn Jahren lernte ich Angela Buxhofer persönlich kennen in einer der schlimmsten Phasen ihres Lebens. Ihr Ehepartner und Vater ihres Sohnes war kurz vorher unerwartet an einem Herzinfarkt gestorben und es galt wichtige Entscheidungen zu treffen. Neben der Zeit für die Trauer und der Verarbeitung des Verlusts musste der laufende Betrieb des Vereins Arosa Kultur gesichert und die Vorbereitungen für die kommenden Musik-Kurswochen erledigt werden. Doch die zwei wichtigsten Personen im Verein, die für diese Aufgaben zuständig gewesen wären, der Geschäftsführer und künstlerische Leiter, Christian Buxhofer, sowie die Leiterin der Administration, Angela Buxhofer, fehlten. Bei unserem ersten Gespräch ging es um meine Anstellung und damit auch um die Zukunft von ihr und dem Verein.

In dieser Zeit fällte Angela Buxhofer einen sehr mutigen Entscheid. Sie entschied sich, dass sie das gemeinsam mit ihrem Mann aufgebaute Lebenswerk, die Musik-Kurswochen Arosa und die Festivals von Arosa Kultur, weiterführen wird. Nicht alleine, aber in leitender Funktion. Ihr wurde bewusst, dass diese Projekte Teil ihres Lebens sind und sie die Arbeit als eine Art Berufung ansieht. Es sind Freundschaften zu Kursleitenden oder Teilnehmenden entstanden und Arosa bedeutete ihr auch privat sehr viel. Auch hat sie die Arbeit als Kulturmanagerin schätzen gelernt.

Angela Buxhofer hatte ihren zukünftigen Mann 1993 im Kursaal an der Bar kennengelernt. Sie war hinter der Bar, er Gast. Auf das Treffen folgte eine Partnerschaft, sowohl privat wie auch beruflich, und später die Heirat und Sohn Tom. 1994 übernahm Angela Buxhofer die Administration der Musik-Kurswochen, zunächst mit einem 50 Prozent-Pensum, wenig später bereits fast Vollzeit. Denn die Musik-Kurswochen wuchsen von Jahr zu Jahr, der Aufwand ebenfalls und Angela nahm die Herausforderung an.

Ihr Lebenslauf half ihr dabei. Nach der Handelsmittelschule in Chur arbeitete sie zuerst in verschiedenen Hotels, zum Beispiel in Arosa im Hotel «Hohe Promenade» und wechselte dann in den Kursaal. Die Hotellerie fand sie interessant und sie entwickelte eine Leidenschaft dafür. Dieses Verständnis für die Sorgen und Nöte der Hotels half Angela enorm bei der Organisation der Kurswochen. Galt es doch, die Hoteldirektoren und die Angestellten zur konstruktiven Zusammenarbeit zu überzeugen. Noch heute ist das ihre grosse Stärke. Gibt es ein Problem, Angela kann es sicher lösen. Sie findet die richtigen Worte, bleibt klar und verständlich und kennt den Spielraum bei Verhandlungen. Ihren eigenen, aber auch den der Hotels.

Musik-Kurswochen im Fokus

Die Musik-Kurswochen sind auch wegen ihrer umsichtigen Art erfolgreich. Seit ihrer Gründung vor knapp 40 Jahren kamen jedes Jahr mehr Kurse dazu und wurden über die Jahre zum kulturtouristischen Grossprojekt. Mittlerweile gelten der Verein Arosa Kultur und die Musik-Kurswochen als eine Art Vorzeigeprojekt für nachhaltigen Kulturtourismus im Kanton Graubünden.

Das war nicht immer so. In den Anfängen, Christian Buxhofer organisierte die ersten Musik-Kurswochen 1987, waren Arosa Tourismus und die Gemeinde Arosa eher zurückhaltend. Die Aroser Hoteliers mussten für eine Zusammenarbeit erst überzeugt werden. Doch mit dem zunehmenden Erfolg kam auch die Anerkennung.

Auch die Struktur des Vereins war förderlich für die Erfolgsstory. Das Ehepaar Buxhofer konnte sich die Arbeits- und Familienzeit flexibel einteilen. Was bei anderen Paaren ins Elend führen kann, entwickelte sich bei Angela und Christian zum Glücksfall. Sie führten den Verein Arosa Kultur fast wie einen erweiterten Familienbetrieb mit viel Herzblut und Leidenschaft.

Ein familiärer Umgang ist bei Arosa Kultur noch heute wichtig. Auf ihre Führungsgrundsätze angesprochen lacht Angela Buxhofer und meint trocken, sie habe keine. Sie habe zwar vor zehn Jahren eine entsprechende Weiterbildung absolviert, aber viel sei ihr nicht geblieben. Am wichtigsten sei ihr, dass es den Mitarbeitenden gut geht. «Ich habe Vertrauen zu allen und bin überzeugt, dass wir alle unser Bestes geben. Ich habe diese Führungsrolle nicht gesucht, aber habe sie den Umständen wegen übernommen. Und nun mache ich sie sehr gerne. Die Zusammenarbeit macht mir grosse Freude, wir sind einfach ein tolles Team!»

Entspannter Blick in die Zukunft

Auf die Zukunft angesprochen, zeigt sich Angela entspannt, ist sich aber bewusst, dass der Erfolg nicht von alleine kommt. «Wir sind uns bewusst, dass wir nicht stehen bleiben können, auch wenn wir dieses Jahr wieder rekordhohe Anmeldungen für die Musik-Kurswochen haben.» Der Erfolg sei fragil, darum werde laufend in den Betrieb investiert, dieses Jahr zum Beispiel in eine neue Social-Media-Kampagne. Sodass auch in den nächsten Jahren die Veranstaltungen und die Musik-Kurswochen zum touristischen Grundangebot von Arosa gehören. Ob sie sich vorstellen könne, noch einen anderen Job zu machen? «Im Moment nicht, aber man weiss nie. Mir ist bewusst, dass ich meine Nachfolge vorbereiten muss, damit es gut weitergeht.» Verantwortungsbewusst, so viel ist klar, hat in der Aufzählung am Anfang des Textes noch gefehlt.

Carla Cabrí Arosa Tourismus | © Arosa Tourismus
Autorenschaft
Carla Gabri
Zum Profil